Warum Montessori
Montessori bei einer Tagesmutter? Das ist doch eher im Kindergarten und in der Schule zu finden! Dafür ist doch mein Kind noch viel zu klein!
Obwohl die Erziehungskonzepte von Maria Montessori vorrangig für die 3-6jährigen Kinder und Schulkinder entwickelt wurden, hat sie doch immer wieder betont, wie wichtig die ersten 3 Lebensjahre in der familiären Umgebung sind.
Sie schreibt in ihrem Buch „Das Kind in der Familie“: „Man muss sich stets vor Augen halten, dass der Mensch sich nicht an der Universität entwickelt, sondern dass seine geistige Entwicklung bei der Geburt beginnt und in den ersten drei Jahren am stärksten ist. Diesen ersten Jahren gebührt mehr als allen anderen die wachsamste Sorge“ (Montessori 2007:6)
Die Aufgabe des Erwachsenen besteht hier nicht darin, die Kinder zu lehren, denn das ist laut Forschung über die frühe Kindheit gar nicht möglich, sondern Gelegenheiten zu schaffen, um die Entwicklung des Kindes zu fördern.
Gerade eine familiäre Situation wie zuhause bei den Eltern oder bei der Tagesmutter bietet dafür den besten Nährboden.
Durch die Altersmischung der Kinder, die bei Montessori ein wichtiger Bestandteil ist, können sich Kinder mit unterschiedlich entwickelten Fähigkeiten gegenseitig beobachten und inspirieren lassen und so vor allem auf der sozialen Ebene voneinander lernen.
Gerade die Übungen des täglichen Lebens, die in einer Familie durch die täglich anfallenden Hausarbeiten, die das Zusammenleben in einer Gruppe notwendig macht, sind auch für Kinder greifbar und real.
Das Kind kann tagtäglich Kinder und Erwachsene beim Tischdecken, Wäschefalten oder Saubermachen beobachten und sich zu gegebener Zeit selber in diesen Tätigkeiten üben und dabei lernen. Die notwendigen Materialien stehen bereit.
Kinder streben von Geburt an nach Selbstständigkeit und bereits junge Kinder können und wollen im Rahmen ihrer Möglichkeiten z.B alleine essen, bei der Nahrungszubereitung helfen, sich waschen, alleine an- und ausziehen oder sich im Haushalt nützlich machen. Sie fordern das mit ihrem unmissverständlichen: „Will alleine“
Leider unterstützen wir Erwachsenen das Kind oft nicht in seinem Bestreben nach Unabhängigkeit und sind vielmehr in Sorge, das Kind könne sich bei der Arbeit verletzen, sich zu viel zumuten, zu viel Zeit für eine Tätigkeit verschwenden oder sogar etwas kaputtmachen.
Maria Montessori kam durch ihre genauen Beobachtungen des Kindes, wenn es die Tätigkeiten von Erwachsenen nachahmte, zur Erkenntnis, wie nötig es ist, für das Kind eine besondere Umgebung vorzubereiten in der es der Kinderhand angepasste Gegenstände findet, die zum Üben auffordern. Dann sind laut Montessori bereits ganz kleine Kinder zu Leistungen fähig, die uns durch ihre Geschicklichkeit und frühreife Präzision in helles Erstaunen versetzen.
Bei den Übungen des täglichen Lebens kann das Kind in einem geschützten
Rahmen sich mit verschiedensten Alltagsgegenständen auseinandersetzen, sich im Gebrauch üben und dabei Sicherheit gewinnen und hat dabei das Gefühl in seinem Tun ernst genommen zu werden.
Es kann eine bestimmte Übung wie Socken sortieren in eigenem Tempo und Können üben. Und kein Erwachsener wird es dabei stören, wie im hektischen Alltag oft üblich, zur Eile drängen, oder ständig seine Fehler kontrollieren, da die Arbeit ja „sinnvoll“ erledigt werden muss.
Montessori beobachtete, dass Kinder, die eine Arbeit entdeckt haben, die ihr Interesse weckt, diese zunächst viele Male wiederholen. Sie sind jedoch nicht am Ergebnis interessiert, sondern die Freude am selbstständigen Tätigsein und an der Bewegung steht im Vordergrund.
So zieht das Kind zum wiederholten Male seine Socken aus und zwar nur um des Ausziehens willen. Es gießt und gießt und gießt die Blume, obwohl sie bereits längst genug Wasser hat. Seine Arbeit ist erst beendet, wenn sein innerer Antrieb gesättigt ist. Erst in einem späteren Entwicklungsabschnitt ist das Ergebnis für das Kind auch von Bedeutung.
Die Übungen des täglichen Lebens werden in 4 Gruppen eingeteilt:
1.Pflege der eigenen Person (z.B. kämmen, eincremen, Zähne putzen,…)
2.Pflege der Umgebung (aufkehren, Wäsche zusammenlegen, den Tisch de cken,…)
3.Pflege des sozialen Lebens (jemand begrüßen, jemanden etwas anbieten, auf den Boden gefallene Gegenstände aufheben, sich entschuldigen,…)
4.Einüben korrekter Bewegungen (Essen, Jacke anziehen, Gehen auf der Linie, Stiege steigen, Stille –Übungen,…)
Oberste Devise ist dabei immer „Hilf mir, es selbst zu tun!“
Was neben den Übungen des täglichen Lebens auch großen Einsatz bei mir als Tagesmutter findet, sind Übungen, die die sinnliche Wahrnehmungsfähigkeit der Kinder fördern. Sie tragen dazu bei, daß die Kinder auch später ihre Umwelt viel bewußter erfahren.
Beispielsweise: Bei vielen spielerischen Aktivitäten, die beispielsweise primär das Sehen oder Hören oder Riechen/Schmecken,… anregen, kommen auch andere Sinne zum Einsatz.
Gegenstände sortieren (2-5 Jahre)
Das Sortieren von beispielsweise Knöpfen nach Form, Größe und Farbe oder anderen Eigenschaften, ist eine wunderbare Beschäftigung, die Konzentration und logisches Denken fördert.
Die Knöpfe werden in einer großen Schüssel vermischt. Dann zeige ich dem Kind, wie es einen Knopf aus der Schüssel auswählt, ihn in eine kleinere Schüssel legt und die dazupassenden Knöpfe findet.
Geräuschdosen (3-6 Jahre)
Eine Übung, die die Fähigkeit, zwischen Lauten zu unterscheiden fördert, ist das Spiel mit Geräuschdosen.
Sie benötigen 12 gleiche Gefäße, wie beispielsweise undurchsichtige oder eingefärbte oder überklebte Joghurtfläschchen. 6 davon in einer Farbe, die andere Hälfte in einer anderen Farbe. Füllen sie jeweils ein Paar (von jeder Farbe eines) mit einem klar von den anderen zu unterscheidenden Material, wie z.B. Kastanien, Reis, Sand, Bohnen,..
Das Kind hat nun die Aufgabe, jedem beispielsweise grünen Döschen ein rosafarbenes mit dem gleichen Inhalt zuzuordnen.
Aufbewahrt werden die jeweils 6 Geräuschdosen in einer Schachtel mit derselben Farbe auf dem Deckel.
Das Stille – Spiel (2-6 Jahre)
In unserer modernen Welt scheint es kaum mehr Stille zu geben. Dabei tut es den Kindern unheimlich gut, wenn sie die Harmonie endecken dürfen, die die Stille birgt.Wir können unsere eigenen Gedanken hören und werden uns unserer Umwelt bewußt.
Kinder entwickeln Selbstdisziplin und erfahren die Geräusche der Umgebung bewußter.
Sammeln sie die Aufmerksamkeit der KInder indem sie ein Glöckchen läuten oder ein anderes Signal geben. Die Kinder sollen ihre Tätigkeit unterbrechen, sich hinsetzen und die Augen schließen, bis sie ihren Namen flüstern. Wenn ein KInd seinen Namen hört, soll es sich in aller Ruhe erheben und zu ihnen kommen. Sie können die KInder bitten ein Glöckchen zu tragen, ohne dass dieses zu hören ist. So lernen sie dabei, sich umsichtig zu bewegen.
Jüngeren Kinder sind anfangs kaum in der Lage, länger als 30 Sekunden ruhig zu bleiben. Doch allmählich entwickeln die Kinder die Fähigkeit, zu entspannen und die Stille zu genießen.
Geheimnisvoller Beutel (3-6 Jahre)
Dieser Sack voller Schätze ist lange Zeit eine Lieblingsbeschäftigung der Kinder. Ein Stoffbeutel oder eine Schachtel mit einem Eingriffsloch und unterschiedliche kleine Gegenstände, die das Kind kennt und benennen kann, sind dafür erforderlich.
Legen sie einen Gegenstand hinein und bitten sie das Kind ihn zu identifizieren. Wenn ihr Kind richtig rät, tauschen sie die Rollen. Das Spiel wird umso schwieriger,
je mehr Gegenstände im Beutel zu finden sind.
Geruchsdosen mit Kräuterdüften (3-5 Jahre)
Wenn im Familiengarten Kräuter mit den Kindern selber gezogen werden, wird ihr Kind begeistert die aromatischen Kräuter wie Rosmarin, Lavendel, Basilikum oder Thymian schnuppern.
Wie bei der Herstellung des Geräuschememories können sie auch hier Paare mit den unterschiedlichsten Kräutern gefüllten Dosen für das Kind bereitstellen. Stechen sie ein Loch in den Deckel, damit ihr Kind daran riechen kann.
Geben sie ihrem Kind ein Döschen und lassen die es daran schnuppern und bitten sie es das Döschen der anderen Farbe mit dem gleichen Duft zu finden. Hat es ein Paar gefunden, stellt es die Dosen auf die Seite.