Warum Montessori

Schneiden? das kann mein Kind doch noch nicht!

Kinder wollen Teil unserer Welt sein. Sie lieben Arbeit und Spiel. Genaugenommen macht Arbeiten ihnen genau so viel Spaß wie Spielen, es gibt keinen Unterschied für sie.

Nachahmung ist die beste Art, neue Fähigkeiten zu lernen. Ein Kind lernt am leichtesten, wenn man ihm immer wieder vormacht, schrittweise, langsam, begleitet von einfachen Worten. Und dann braucht das Kind die Möglichkeit zu üben. Es ist in Ordnung, wenn es Fehler macht und sich selbst korrigiert.

Betrachten wir die Welt aus der Perspektive des Kindes. Gibt es klare Grenzen und vernünftige Richtlinien, dann kann das Kind Dinge selbst ausprobieren und sie dabei erlernen. Durch Selbstständigkeit erwirbt das Kind Selbstachtung und Selbstvertrauen.

  • Auf die Größe kommt es an

Das Kind benötigt kindgerechtes Werkzeug in der passenden Größe. Damit können Kinder viele Aufgaben selber ausführen.

Es gibt Becher, Teller, Besteck, Gießkannen, Schaufeln, Besen,… für Kinder. Diese kann es benützen wie wir Erwachsenen.

  • Einsatz in der wirklichen Welt

Oft wollen Kinder in der „richtigen“ Küche helfen und werden dann in eine Spielküche verbannt.

Natürlich können Kinder noch nicht mit Herd oder Hackbeil hantieren, doch es gibt viele Arbeiten, die nicht so gefährlich sind und wo sich Kinder sehr wohl beteiligen können.

Es kann kalte Speisen rühren, Gemüse und Obst waschen und schneiden, oder den Tisch decken. Natürlich wollen Kinder nicht immer das tun, was wir machen, und wenn es lieber spielen möchte muss es auch nicht beim Abwasch helfen.

Aber wenn das Kind zeigt und fragt, dass es helfen möchte, kann und soll es dazu angeleitet werden. Und wenn es dazu einen Tisch in seiner Höhe und kindgerechte Küchengeräte gibt, wird es noch lieber und immer wieder helfen wollen.

  • Schwierigkeiten Schritt für Schritt meistern

Aufgaben können in kleine Schritte aufgeteilt werden und so besser vom Kind gelöst werden.

So kann es lernen wie man Socken sortiert und den Tisch deckt.

Die einzelnen Schritte sollen von wenigen Worten begleitet selbst demonstriert werden, sodass sich das Kind besser auf das Tun als auf die Erklärung konzentrieren kann. Dann kann das Kind üben, bis es jede Phase beherrscht.

Ein gutes Beispiel für das schrittweise Üben ist das Fahrradfahren.

Zuerst fahren Kinder mit einem Dreirad. Dabei lernen sie in die Pedale zu treten.

Nun suchen wir ein Fahrrad in der passenden Größe aus und statten es mit Stützrädern aus. Diese Stützräder verleihen Stabilität und ermöglichen, das Gleichgewicht zu halten und Pedale, Lenker und Bremse zu betätigen.

Langsam wird das Kind sicherer und bittet schließlich darum, die Stützräder zu entfernen. Und bevor wir uns versehen, flitzt das Kind mit dem Fahrrad durch die Gegend.

Alle Fähigkeiten des Alltags können so erworben werden, indem in kleinen Schritten durch geduldige Unterweisung die Kinder unterstützt werden.

Bei Maria Montessori sind das die „Übungen des täglichen Lebens“.

Dabei können nicht nur körperliche Fertigkeiten, wie gießen, löffeln, sortieren,… geübt werden, sondern auch soziale Fähigkeiten.

Das Kind lernt zum Beispiel, wie es mit Konflikten umgeht, mit seinem Geld wirtschaftet oder einen Ausflug organisiert.

Die Schwierigkeit für uns Pädagogen und Eltern besteht sicherlich darin,

Kinder neue Fertigkeiten selbständig üben zu lassen ohne ständig einzugreifen und zu „helfen“.

Sobald Kinder Fahrradfahren können, würden wir ihnen keine Stützräder mehr geben, warum ziehen wir ihnen dann die Mäntel und Schuhe an, wenn sie dies bereits können?

  • Sinn für Ordnung

Wenn man dem Kind beibringt, wo Dinge hingehören, und wie man sie wieder aufräumt, wird es diesen Sinn für Ordnung verinnerlichen und ein ganzes Leben in sich tragen.

Nicht nur Eltern verabscheuen das Chaos, auch Kinder lieben die Ordnung.

Viele Kinder sind Meister darin, Unordnung herzustellen, können aber nicht selbständig aufräumen.

Am besten lernt es das Kind, indem man es zusammen macht. Das Geheimnis ist die Befolgung einer Grundregel, die dem Kind sanft aber bestimmt beigebracht werden muss.

Es darf alle Sachen aus seinen Regalen zum Spielen benutzen, aber nichts Neues herausnehmen, bevor es nicht das letzte Material weggeräumt hat.

Oft kann mit einer Kombination von Spielsachen besser gespielt werden. Auch spezielle Regeln können vom Kind erlernt werden. Entscheidend ist, dass alle Sachen am Ende wieder eingeräumt werden.

  • Kennzeichnung durch Bilder oder Fotos

Das Anbringen von Fotos in jedem Regalbrett erleichtert dem Kind, die Sachen wieder richtig einzuräumen

Es kann auch ein Foto am Regal angebracht sein, das zeigt, wie alles richtig eingeordnet ist.

So kann das Kind selbst überprüfen, ob es alles richtig aufgeräumt hat.

  • Aufbewahrung

Zur Aufbewahrung von Spielsachen sollten für die Kinder robuste Kisten auf niedrigen Regalbrettern bereitstehen, wo Spielzeug, Bücher und Spiele ihren Platz finden.

  • Spielbereiche

Für jedes Spiel sollte es auch einen festen Platz im Zimmer geben, wo das Kind problemlos, ohne Schaden anzurichten, und ohne andere zu stören, oder andere zu zwingen, über diesen Platz zu steigen, damit spielen kann.

Dieser Platz sollte mit dem Kind besprochen werden. Wenn es einen falschen Platz benützt, kann das Kind auch darauf aufmerksam gemacht werden, wo für diese Beschäftigung ein besserer Platz ist.

Wenn Schmutz gemacht wird, kann nach Alter der Kinder auch verlangt werden, dass wieder saubergemacht wird. Kleinere Kinder sollten zu Dingen, die sie nicht verwenden sollten, gar keinen Zugang haben.

Kinder spielen sehr gerne am Boden. Kleine Matten oder Teppiche markieren einen guten Spielbereich am Boden.

  • Sicherer Transport

Für die Selbständigkeit des Kindes ist es gut, wenn es die Materialien selbst aus dem Regal holen kann. Kleine Kisten, die das Kind selber tragen kann, helfen ihm dabei. Oft ist es auch sinnvoll, kleine Tabletts zur Verfügung zu stellen, auf denen das Kind mehrere Dinge transportieren kann. Das Tagen eines Tabletts ist gar nicht so einfach und muss anfangs geübt werden. Ein Korb kann eine Alternative sein.

  • Achtsamer Umgang

Das Kind muss lernen, auf seine Spielsachen und Besitztümer anderer Acht zu geben und den richtigen Umgang damit gezeigt bekommen.

Wenn etwas kaputt geht, sollte es keine Bestrafung aber auch nicht sofort Ersatz geben. Dinge können auch repariert werden. Auch das kann eine Übung des täglichen Lebens sein, das Kind in Reparaturen miteinzubeziehen und diese auch selbst auszuführen. Es sollte für das Kind selbstverständlich werden, auf seine Umgebung zu achten und zum Beispiel im Vorübergehen Papierschnipsel vom Boden aufzuheben.

  • Fehlerkontrolle

Es sollte bei jeder Aktivität eine Fehlerkontrolle eingebaut sein, damit dem Kind bewusst wird, wenn es einen Fehler gemacht hat.

Wenn Kinder zerbrechliches Geschirr verwenden, lernen sie schnell, wie sie umsichtig damit umgehen. Wenn etwas schiefgeht, kann das Kind durch geduldiges noch einmal Erklären, daraus lernen, wie es Probleme lösen kann. „Wie können wir Scherben aufsammeln, ohne uns zu verletzen!“

  • Schönheit und Harmonie

Kinder haben einen Sinn für die Schönheit von Naturmaterialien wie Holz. Werden dem Kind Spielsachen in kindgerechter Größe, von einfacher Handhabung und Schönheit zur Verfügung gestellt, schult das zusätzlich den Sinn für Ästhetik und Harmonie.